Der russische Außenminister Sergej Lawrow äußerte sich gestern in Bezug auf die Entwicklung in der Ostukraine im Falle eines
worst-case Szenarios folgendermaßen:
„Ein Angriff auf russische Staatsbürger ist ein Angriff auf Russland“, sagte Lawrow in einem Interview für den Fernsehsender RT. „Wenn wir attackiert werden, werden wir natürlich antworten (…) Wenn unsere gesetzlichen Interessen, die Interessen der Russen direkt angegriffen werden, wie bereits im August 2008 in Südossetien, so sehe ich keine andere Möglichkeit, als darauf in voller Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zu antworten.“
Politik Lawrow: Russland setzt bei Bedrohung seiner Bürger die Armee ein
Wie zu erwarten war, stürzten sich direkt die transatlantischen Sprachrohre geifernd auf diese eine Aussage Lawrows.
So titelte der Spiegel-Online:
Ukraine-Konflikt: Lawrow droht mit Vergeltung bei Angriff auf Russen oder die faz-online
Moskau droht mit Invasion.
Der russische Verteidungsminister meldete sich heute ebenfalls zu Wort:
Die Situation auf der ukrainischen Seite sei besorgniserregend, betonte Schoigu.
Es seien 11.000 Mann der ukrainischen Regierungstruppen im Einsatz gegen die "friedliche Bevölkerung", sagte der Minister. Die Kräfte seien ungleich verteilt. "Wenn diese Kriegsmaschine heute nicht gestoppt wird, dann wird dies zu einer großen Zahl Toter und Verletzer führen."
Kämpfe in der Ostukraine - Moskau droht
Eine Frage, die sich definitiv stellt, ob die russische Regierung sich auf das Niveau der US-Regierung und Ihrem verlängerten Arm (NATO) herablassen wird. Werden sie dabei mitmachen die Antwort auf die Frage zu demonstrieren: "Wer hat den Längsten"? Mir persönlich wäre die Frage "Wer hat den längsten Atem?" ja lieber. Das Klügste, was Russland tun kann, wäre nicht in die Ukraine einzumarschieren. Eine Intervention entspräche nämlich genau dem, was sich die Hardliner in Washington wünschen. Bei all dem auf Eskalation ruhendem Getöse dieser Hitzköpfe und den Versuchen Russland hier als den Bösen darzustellen, sicherlich kein leichtes Unterfangen. Russland sollte vehement, wie bisher, die Deeskalation vom Westen einfordern, denn die USA und EU, wenn auch teils aus unterschiedlichen Motiven, haben diese Misere in der Ukraine zu verantworten. Russland hat durch seine Intervention auf der Krim die Pläne der USA und EU vereitelt. Die USA konnten sich Sewastopol nicht unter den Nagel reißen um Russland geostrategisch zu schwächen (als 1. Schritt) und die EU, d.h. der IWF wird Schwierigkeiten bekommen bei den instabilen Verhältnissen in der Ukraine diese finanziell ausbluten zu lassen, d.h. im Genaueren eine ordnungsgemäße Umverteilung von Vermögen von unten nach oben durchzuführen.
Eigentlich ist gerade jetzt ein "guter" Zeitpunkt, die Kriegsrhetorik und die als "kriegsvorbereitend" anmutenden Handlungen der US-NATO, sowie die kognitive Dissonanz der einseitig antirussisch geprägten Medien in westlichen Gefilden zu demaskieren. Russland sollte auf seine vernünftigen Forderungen beharren. Kiew muss, in Anbetracht anstehender Wahlen am 25.05.2014, zu konkreten Plänen einer föderalistischen Reform angehalten werden und ebenfalls sind Parlamentswahlen, nicht bloß Präsidentsschaftswahlen, zwingend. Dieser sogenannte "Anti-Terror-Einsatz" gegen die eigene Bevölkerung muss sofortig abgebrochen werden. Die Genfer Vereinbarungen müssen von allen Seiten eingehalten werden. (!)
Bei all dem irrationalem Handeln muss doch einer vernünftig bleiben? Wenn nicht Russland, wer sonst?
Auch die deutsche Regierung versagt hier als Vermittler auf ganzer Linie. Frau Merkel beweist, dass sie über kein diplomatisches Fingerspitzengefühl verfügt. Frau Merkel stimmt mit der transatlantisches Fassung überein und macht Russland für die Unruhen in der Ost- und Südukraine verantwortlich und sie verurteilt das Vorgehen Kiews mit Hinweis auf die Genfer Vereinbarungen gegen die prorussischen Aktivisten und Föderalismusbefürworter nicht. Aber wieso sollte sie auch, war ihre Partei doch wesentlich an der Destabilisierung in der Ukraine beteiligt.
Gestern hat Spiegel-Online ein Interview mit dem Führer des Rechten Sektors Jarosch veröffentlicht mit dem Titel:
Nationalistenführer Jarosch: "Jeder Ukrainer soll eine Schusswaffe tragen dürfen"
Wer geglaubt hat, der Spiegel kann nicht tiefer sinken, soll eines Besseren belehrt werden. So fragt der Interviewer Benjamin Bidder, was Jarosch gedenke als Präsident zu tun, sollte er gewählt werden. Jarosch antwortet, er wolle die Steuern senken, Ordnung schaffen. Das ukrainische Innenministerium bezeichnet er als "terroristische Organisation". Bidder kommentiert die Aussage Jaroschs. Er weist auf die Korruption innerhalb der polizeilichen Organe hin. Seine Kommentare klingen fast so als würde er versuchen die Aussagen Jaroschs zu rechtfertigen. Bei der Antwort auf die Frage, ob Jarosch eine Intervention fürchtet, rechtfertigt Bidder Jaroschs Befürchtigung damit, dass Russland seine Truppen an der ukrainischen Grenzen zusammenzieht, obwohl Russland es
lange vorher dementiert hat. Und das stimmt so nicht. Russland führt erst jetzt ein angekündigtes Manöver an der ukrainischen Grenze durch und hat zu diesem Zweck seine Truppen zusammengezogen. Desweiteren schreibt Bidder:
Die Nato fürchtet, dass die Truppen innerhalb von drei bis fünf Tagen die ukrainische Armee überrennen und die halbe Ukraine besetzen könnten.
Furcht der Pfad zur dunklen Seite ist. (mehr fällt mir dazu gerade nicht ein)
Bis auf ein paar Ewiggestrige will niemand einen Konflikt. Wir leben im 21. Jahrhundert. Der Mensch sollte alte Denkmuster überwunden haben. Oder ist der Mensch auf ewig dazu verdammt seine Geschichte zu wiederholen? Wir werden sehen.